Kirstin Arndt
- You moved my book -
19.11. - 20.12.2009
Zur Eröffnung der Ausstellung - You moved my book - von Kirstin Arndt am Donnerstang, den 19.11.09 um 20.00 Uhr laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.
Begrüßung: Michael Gompf
Einführung: Susanne Jakob M.A.,Kunstverein Neuhausen
Kirstin Arndt verfügt über ein äußerst präzises Gespür für die Ästhetik gewöhnlicher Dinge. Ihre Materialien sucht und findet sie in handelsüblichen Baumaterialien und Werkstoffen – Malervlies, Absperrbänder, Kunststoffbehälter, Duschvorhänge und so weiter. Ihre kunsthistorische Referenz bezieht die Ludwigsburgerin aus den Quellen der Konkreten Kunst. Dabei stellt sie die Materialien, die sie verwendet, nicht einfach nur zur Schau, sondern diese werden durch die Künstlerin gewissermaßen neu „informiert“: Sie löst die Dinge aus ihrem ursprünglichen Funktionszusammenhang heraus, bringt sie in Form und verleiht ihnen eine neue Bestimmung.
In ihrer Arbeit „Ohne Titel“ aus dem Jahr 2007 sind es industriell gefertigte Lkw-Planen, die sie mit funktionsgerechten Haken und Ösen an der Wand anbringt. Ganz profan, aber eben zielgenau komponiert und mit gesteigerter Wirkkraft. Eine mattsilbern beschichtete Plane in quadratischem Format liegt direkt an der Wand an, rechts geht die silberne Fläche in eine grün glänzende Plane über, die den Charakter der zweidimensionalen Bildtafel aufbricht.
Kirstin Arndt schafft es, dem vorgefundenen Alltagsobjekt eine erhöhte Sensibilität und Aufmerksamkeit entgegenzubringen, und zwar als Künstlerin und Betrachterin gleichermaßen. Die silberne Plane avanciert zur monochromen Bildfläche, die grüne Plane ist so positioniert, dass sie die Bildfläche am rechten Rand in einem barocken Faltenwurf einfasst. Dadurch entfaltet das Werk buchstäblich eine innere Dynamik, die die Wahrnehmung nicht erst auf den zweiten Blick von der Betrachtung eines bloßen „Dings an sich“ ablenkt. Die Wirkung ist erstaunlich – auch deshalb, weil diese Kunst mit einfachsten Mitteln die Erwartungen des Betrachters unterminiert.
Das ist ganz eindeutig eine der visuellen oder ästhetischen Stärken von Kirstin Arndts Arbeiten. Die ganze Konsequenz ihres Werks aber offenbart sich erst dann, wenn man die Wahrnehmungsebene verlässt, um sich das künstlerische Konzept zu vergegenwärtigen. So überschreitet die Künstlerin die Quellen der Konkreten Kunst, indem sie diese beim Wort nimmt und durch die kluge Vermählung mit dem Konzept des Ready-made anreichert. Dass diese Vermählung keine Zwangsehe, sondern durchaus eine Liebesheirat sein kann, beweisen Kirstin Arndts Arbeiten auf beeindruckende Weise.
Dr. Ralf Christofori